DigitalPakt Schule – eine Standortbestimmung mit Perspektiven aus Praxis, Politik und Wissenschaft

3 Jahre DigitalPakt Schule – Zeit eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und den Blick in die Zukunft zu richten. Die Statuskonferenz des Digitalpakts Schule gab Antworten auf die Frage „Wo stehen wir eigentlich?“ und eröffnete Perspektiven für die Schule der Zukunft.

DPS Statuskonferenz 2022

 BMBF/bundesfoto/ZK

Strukturelle Lösungen am Beispiel von Pieschen und Düsseldorf

Zunächst gaben Kerstin Ines Müller (Schulleiterin des Gymnasiums Pieschen in Dresden), Udo Kempers (Stabsstelle Digitalisierung der Schulen, Stadt Düsseldorf) und Katharina Swinka (Generalsekretärin der Bundesschülerinnen- und schülervertretung) einen Einblick in die Praxis. Im Gymnasium Pieschen erhalten Schülerinnen und Schüler ab der achten Klasse Leihtabletts für die Dauernutzung in der Schule und zu Hause. Diese werden auch benötigt, denn Lehrbücher gibt es nur noch als E-Books. Den für die hohe Anzahl an Geräten erhöhten Administrationsaufwand leistet das Kollegium mit viel Engagement bisher selber, so Kerstin Ines Müller. Jetzt werde aber gemeinsam mit dem Schulträger nach anderen Lösungen gesucht. Udo Kempers war dankbar, dass eine gemeinsame Suche nach Lösungen in Düsseldorf bereits vor dem DigitalPakt Schule begonnen hatte. Unterstützt hatte hier insbesondere ein Medienentwicklungsplan, für den parteiübergreifend ein Beschluss gefasst wurde. Mit dieser Rückendeckung gelang die kontinuierliche Weiterentwicklung der Digitalisierung an den Düsseldorfer Schulen.

Good Practice heißt „Abschreiben ist erwünscht!“

DPS Statuskunferenz 2022

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In der anschließenden Gesprächsrunde, in der der Fokus auf die Perspektive von Politik und Zivilgesellschaft gerichtet wurde, betonte Dr. Christian Büttner (Stadt Nürnberg, Bündnis für Bildung e.V.), dass es sich beim Digitalpakt Schule um  Infrastrukturmaßnahmen an Schulen handelt, in denen es zunächst um Leitungen, WLAN und Server ginge. So unterschiedlich wie die Schulen seien auch die Lösungen. Wilfried Kühnert (Sächsisches Staatsministerium für Kultus) ergänzte, dass länderbezogene und länderübergreifende Projekte, wie VIDIS oder die gemeinsame Entwicklung eines tutoriellen Systems mit Hilfe künstlicher Intelligenz, über den infrastrukturellen Ansatz hinausgingen und auch pädagogische Zukunftsszenarien verwirklichen würden.

Der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg benannte den konstruktiven Austausch zwischen Bund, Ländern und Kommunen anhand von Best-Practice-Beispielen als ein zentrales Ziel des DigitalPakts Schule. „Abschreiben in der Bildungspolitik ist in Ordnung und sogar gewünscht,“ war Brandenburgs Fazit.

Schulentwicklung in der Diskussion

Den zentralen Anknüpfungspunkt für den Blick in die Zukunft boten am zweiten Tag der Konferenz die Visionen der Schülerinnen und Schülern aus dem Design-Thinking-Workshop. Die von Mads-Jonathan Hommert (Gymnasium Stift Keppel) und Dr. Marietta Menner (Universität Augsburg) vorgestellten Legomodelle und Ideen bewiesen einen sehr realistischen Blick auf das System Schule. Gleichzeitig unterstrichen die hier formulierten Wünsche nach einer modern ausgestatteten und gleichzeitig grünen Schule die Bedeutung der Konferenzthemen.

DPS Statuskonferenz 2022

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Analogen und digitalen Bildungsraum zusammendenken

Dass alle Perspektiven zur Entwicklung einer gemeinsamen Vision der zukunftsfähigen Schule mit in die Betrachtung einfließen müssen, bekräftigten auch Hannes Kaulfersch (Stadtschülerinnen- und Schülerrat in Frankfurt am Main), Werner Hendricks (Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein) und Jacob Chammon (Forum Bildung Digitalisierung, Netzwerk Digitale Bildung). Es gehe schon immer darum, Schule als Lebensraum zu entwickeln, denn Bildung und Leben gehören zusammen. Die analoge und die digitale Bildung seien hier kein Widerspruch. Vielmehr müssen diese zusammengedacht werden.

Eine Schule, die Bildung und Leben bereits gemeinsam betrachtet, ist die Allemannenschule in Wutöschingen. Als die Planungen zum Umwandlungsprozess einer Hauptschule in eine Gemeinschaftsschule vorgenommen wurden, war eines klar: Es wird komplett neu gedacht. Der Umwandlungsprozess bedurfte zwar erhöhter Investitionen, so Valentin Helling, aber die Schule sei so zu einem Standortfaktor geworden. Wie sich die Allemannenschule in ein Lerndorf verwandelte, illustrierte ein beeindruckender Kurzfilm.

Da wollen wir hin! – Ein Resümee

Der Ministerialdirigent Dr. Stefan Luther aus dem BMBF, war sicher: Der DigitalPakt Schule hat einiges in Bewegung gebracht und bekräftigte eindrücklich: „Hätten wir den DigitalPakt Schule nicht gehabt, wären wir in der Pandemie noch weiter zurückgefallen“. Bei aller Betonung der Digitalität, das Primat liege bei der Pädagogik. Deshalb solle in einer weiteren Phase der Blick stärker von den Investitionen in Schule hin auf das Thema Schulentwicklung gerichtet werden.

Auch in Zukunft möchte das BMBF die Themen rund um den DigitalPakt Schule zur Diskussion stellen und den bundesweiten Austausch fördern. Als wesentliches Ergebnis der ersten Statuskonferenz stellte Ingo Ruhmann (BMBF) fest: „Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, aber wir sind mit dem DigitalPakt Schule weiter als die reine Infrastrukturdebatte. Mit dem DigitalPakt Schule haben wir einen Infrastrukturbaukasten voller Legobausteine in die Schulen gekippt. Da liegt er nun. Wir haben das Ziel von digitaler Bildung im Sinne einer Schule als Lebensraum vor Augen. Aber dazwischen fehlt etwas. Jetzt müssen wir diese Kiste an Werkzeugen nehmen und daraus die Schule der Zukunft gestalten. Im DigitalPakt 2.0 werden wir uns darüber verstärkt unterhalten müssen.“